Bedürfnis

DIALOG: Die Rolle des Preises und der Macht im Bedürfnisraum

 

Zur Frage des Preises
Du sagst, dass der Preis eines Kredites der wichtigste Parameter bei den Kundenbedürfnissen ist und dass damit die Bedeutung der Grundbedürfnisse zum Ausdruck kommt. Für mich kommt da lediglich zum Ausdruck, dass der Kunde eine einfache Preferenz hat: besser das Geld ist bei mir, als es ist bei der Bank. Ob der Kunde durch einen Vorteil mehr Essen kauft, oder mehr an wohltätige Organisationen spendet ist damit noch nicht gesagt.

 

Bedürfnispyramide

Auf den ersten Blick scheint die Argumentation der Bedürfnispyramide als Nachkriegsmodell einleuchtend. Tatsache ist aber auch, dass in der Nachkriegszeit kulturelle Einrichtungen wie Opernhäuser, Theater,... unter massiver Beteiligung von Freiwilligen (die sicher in den seltensten Fällen wohlgenährt waren) aufgebaut wurden. Genau diese Opernhäuser, Theater,... kämpfen zur Zeit ums Überleben. Jetzt könnte man sagen, dass (vorausgesetzt Opern und Theater werden als Kulturgut aufgefasst) satt sein und Luxus die kulturelle und soziale dimension gemäß These in den Hintergrund drängen und dass Kultur und Beziehung nur zur Kompensation fehlender materieller Bedürfnisbefrie digung dient. Dass somit soziales und kulturelles Leben nur bis zu einem mittleren Grad materieller Befriedigung erscheinen und dann in den Hintergrund gedrängt werden. Oder ist es eher so, dass gewisse materielle Güter ein Ersatz für Soziales und Kultuelles sind? Dass somit die Verlagerung des gesellschaftlichen Lebens von der Kirche (und dem anschliessenden Kirchenwirt) ins Einkaufszentrum eine Ersatzhandlung ist? Um diesen Fragen näher zu kommen, müssen wir glaube ich die Frage noch fundamentaler fassen und bis zu einem gewissen Grad auch die Diskussion: historischer Materialismus versus Idealismus berühren. Auch wenn uns das scheinbar vom Finanzwesen wegführt, glaube ich, dass es notwendig ist, um sich auf neuen Wegen wieder dem Finanzwesen zu nähern.

These

Maslow stellt menschliche Visionen und Lebensziele eindimensional und hierarchisch dar. Erst die Grundbedürfnisse und wenn noch Zeit bleibt ein wenig Anerkennung und Selbstverwirklichung. Ich möchte hier eine Behauptung aufstellen, die wir in der folgenden Diskussion aus verschiedenen Perspektiven beleuchten können. Es bleiben vorerst natürlich viele Fragen offen - aber ich hoffe, dass wir im Dialog die eine oder andere Wertvolle Erkenntnis gewinnen.

These: Der Mensch hat materielle, soziale und kulturelle Bedürfnisse in gleichem Maß. Die drei Dimensionen spannen einen Raum auf - den individuell gestalteten Lebensraum jedes Menschen.